Die Traumstrände von Sardinien sind Anziehungspunkt für viele Besucher, die zum Baden auf die Insel kommen. Besonders gerühmt werden die entlegenen Buchten der Baunei entlang der Steilküste der Ogliastra zwischen Arbatax und Orosei. Sie gelten zurecht als besondere Schönheiten – die Cala Mariolu mit ihren weißen Felsen und dem türkisen Wasser. Die Cala Goloritzé mit ihren spitzen Felsnadeln – den Karotten. Die Cala Luna mit ihren geheimnisvollen Höhlen. Die Cala Biriala mit ihrem kristallklaren Wasser.
Doch der geneigte Besucher stellt bald fest, dass diese Buchten nicht eben einfach zu erreichen sind. Wer davon ausgeht, bequem mit dem Auto zu den Buchten zu fahren und die letzten Meter, schwer beladen mit Sonnenschirm und allerlei Verpflegung, zu Fuß zurückzulegen, der täuscht sich leider. Wer die Buchten besuchen möchte, der muss entweder klettern – oder er ist auf ein Boot angewiesen.
Ausgangspunkt: Arbatax oder Cala Gonone
Als Ausgangspunkt für die Entdeckung der herrlichen Buchten der Baunei kommen das südlich gelegene Arabatax oder das nördlich gelegene Cala Gonone in Frage. Von Cala Gonone aus ist der Weg zu den Buchten deutlich kürzer. Cala Gonone ist somit die erste Wahl, wenn sie Cala Mariolu und die anderen Strände besuchen wollen.
Mit dem Boot ab Arbatax zu den Traumstränden
Bei meinem ersten Besuch der Buchten haben wir unweit von Arbatax am Strand von Cea Quartier bezogen, der ebenfalls sehenswert ist. Wir haben uns daher für eine Bootstour ab Arbatax entschieden. Von hier aus werden Boote zum Verleih angeboten, außerdem sind geführte Touren auf etwas größeren Schiffen verfügbar. Allerdings stellte ich fest, dass das Angebot nicht recht überschaubar ist. Direkt an der Hafenmole von Arbatax werden motorisierte Schlauchboote verliehen – für die Boote bis 20 PS wird kein Bootsführerschein verlangt. Ein Blick auf die Google-Bewertungen offenbart jedoch, dass nicht alle Anbieter ihr Qualitätsversprechen gut gewarteter Motorboote tatsächlich einhalten.
Anbieter – Meine Empfehlungen
Der Schlauchboot-Anbieter mit den besten Bewertungen, der auch vor Ort einen exzellenten Eindruck machte, war Marea Sea Services. Der Preis für ein Motorboot mit Platz für 6 Personen beträgt in der Hauptsaison 200 €, in der Nebensaison 120 €. Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir die Fahrt auf eigene Faust wagen sollen. Schließlich haben wir uns jedoch dagegen entschieden: Der Weg zu den Buchten dauert mit dem Schlauchboot ab Arbatax ca. 2 Stunden. Dabei ist auch das Kap Monte Santo zu umfahren, das bei unserem Besuch im Oktober stürmische See und Wellengang bescheren kann. Diese Fahrt kann ich daher nur bei klarem Wetter und guter Vorhersage empfehlen. Ängstlichen Personen, Familien mit Kindern und Älteren Menschen rate ich DRINGEND von der Fahrt mit dem Schlauchboot ab Arbatax ab! Wenn Sie unbedingt mit dem Schlauchboot zu den Buchten fahren möchten, so tun Sie dies besser ab Cala Gonone, denn der Weg ist von hier aus deutlich kürzer. So sind Sie auch schnell wieder im sicheren Hafen, falls das Wetter umschlägt.
Wir schauten uns daher nach Anbietern um, die geführte Touren auf größeren Schiffen anbieten. Auch hier gibt es verschiedene Anbieter, die jedoch nicht an der Mole zu finden sind. Die Büros der Reeder finden Sie an der Hauptstraße durch den Ort Arbatax. Nach einem kurzen Vergleich fiel unsere Wahl auf ein Schiff von Helios Turismo mit 23 Plätzen. Der Preis für eine ganztägige Fahrt beträgt in der Nebensaison 65 €, in der Hauptsaison steigt der Preis allerdings auf über 100 €. Geboten wird die Ausfahrt mit Halt an 3 bis 4 Stränden, wo jeweils 1-2 Stunden Aufenthalt ist – genug für eine Erkundungstour und ein paar Schnorchelgänge.
Die Fahrt mit der Helios zu den Traumstränden
Das Rezept der Helios gegen den frühen Untergang der Sonne hinter der Steilküste ist einfach: Früh losfahren. Die Helios legt als erstes Schiff gegen 7 Uhr morgens ab. Noch im Dunkeln brechen wir auf nach Arbtax. Die Crew der Helios 2 begrüßt uns sehr herzlich, Capitano Sergio ist humorvoll und charismatisch. Bald geht die Fahrt los – wir sichern uns einen Platz auf dem Oberdeck. Es ist bewölkt und wir fahren in den Sonnenaufgang hinein.
Wir passieren zwei vorgelagerte Möweninseln und erweisen der Schutzpatronin der Seefahrer unseren Gruß. Alsbald geht es dann an der Steilküste entlang. Steile Felsen, nur gelegentlich unterbrochen durch grüne Macchia. Nahe Perdo Longa – einer steilen Felsnase – sichten wir einen wilden Wohnmobil-Stellplatz mit Mega-Aussicht.
Erster Halt: Die Cala Romanza
Nach der Fahrt um das Kap der erste Halt: Cala Romanza. Die Bucht ist eng und schmal, helle Kiesel und weißes Gestein, klares Wasser. Zum Baden ist es noch zu kalt – nach 15 Minuten fahren wir weiter. Sergio weist uns auf allerlei Höhlen und Grotten in der Steilküste hin, denen die Fischer jeweils eigene, aussagekräftige Namen verpasst haben.
Die Cala Goloritzé in Sicht
Bald passieren wir die Cala Goloritzé mit ihren spitzen Felsnadeln (den Karotten) und dem Felsentor. Die Zufahrt ist mit einer Bojenkette versperrt. Das Weltnaturerbe darf nicht mit dem Boot befahren werden. Wer hier anlanden möchte, der muss schwimmen.
Endlich: Baden in der Cala Mariolu
Nach weiteren 20 Minuten und insgesamt knapp 2 Stunden Fahrtzeit folgt dann der erste längere Aufenthalt in der Cala Mariolu. Auch hier weiße Kiesel, die das Wasser in allen möglichen Schattierungen von Türkis schimmern lassen. Die Bucht ist zweigeteilt. In der Mitte ragt eine Gesteinsformation in das Wasser. Südlich davon ist eine beschauliche Badebucht gelegen, nördlich erstreckt sich ein etwas länger gezogener Abschnitt, innerhalb derer große Felsbrocken wiederum kleinere Flächen abgrenzen.
Pünktlich zeigt sich die Sonne und es wird warm. Wir schnorcheln in Richtung der Felsformation. Unter Wasser zeigt sich kaum Bewuchs und nur wenige Fische. Ich kehre bald an das Ufer zurück – kurz darauf wird meine Tochter von einer Qualle erwischt. Vor Schreck verliert sie ihre Taucherbrille. Sie weint bitterlich vor Schmerz und Wut über die Qualle (italienisch: Medusa). Taucherbrille und Schnorchel finden wir mit der Hilfe anderer Taucher wieder. Ich fotografiere und filme in der Bucht, die wahrlich erhaben wirkt.
Unerwartet schön: Die Cala Gabbiani
Die nächste Station ist die Cala Gabbiani, die zunächst unspektakulär daher kommt. Sichelförmig ist sie zwischen steile Felswände gezwängt, das Wasser gespickt mit mittelgroßen Felsbrocken. Aber das Wasser! Glasklar auf mehrere Meter Sicht, leuchtend türkis. Leider sichten wir auch hier Quallen, die wohl durch den Wind der letzten Tage nah an die Küste getrieben wurden. Wir schnorcheln trotzdem. Sehr große Brassen und Schwärme von kleinen Fischen suchen hier nach Essbarem. Auf der südlichen Seite der Bucht führt ein kleiner Durchgang zu einer fantastischem Aussichtsposition. Das Meer brandet hier durch ein Felsportal im Meer. Eine kleine Leiter ist angebracht – offenbar führt hier eine Wanderroute entlang – wunderschön! Wir genießen die Szenerie und werden erst nach 1,5 Stunden mit dem Schlauchboot abgeholt. Auf dem Weg zum Schiff passieren wir das Felsportal, ja fahren sogar mitten hindurch.
Dinner an Bord
Die Crew hat nun Kochschürzen umgebunden und Restaurant-Shirts mit der Aufschrift “à la Pasta” angelegt, Tische in langer Reihe im Unterdeck aufgestellt und eingedeckt. Oliven, Brot, Wasser und Vino Bianco stehen bereit. Der erste Gang besteht aus Pasta mit Meeresfrüchten – Miesmuscheln und Scampi in einem Sugo aus frischen Tomaten. Die Garnelen von der Schale zu befreien ist eine einzige Sauerei, die manche Menschen als sinnliche Erfahrung schätzen mögen. Vielleicht habe ich aber auch die richtige Technik nicht raus. Ich bin nicht überzeugt. Zweiter Gang: Fischplatte, die aus Oktopus, Fischkroketten, Tintenfischringen und gebackenem Seehecht besteht. Beide Gänge munden ganz vorzüglich, während wir in einer kleinen Bucht vor Anker liegen und sanft in den Wellen schaukeln. Ein echtes Erlebnis. Meine Tochter hat sich mit einem anderen Mädchen angefreundet – gemeinsam verfüttern sie Brotreste an Fische, die sich rund um das Boot versammelt haben.
Höhlenforschung in der Grotta del Fico
Nach dem Dinner sind wir gestärkt für die Besichtigung der Grotta del Fico – denn alle Strände liegen nun gegen 14 Uhr im Schatten der hoch aufragenden Steilküste. In der Höhle steigen wir viele Treppen und sehen Stalaktiten und Stalagmiten – von der Natur in Millionen Jahren geformt. Beeindruckend sind die Wasserreservoirs in den Tiefen der Höhle, die einst der Mönchsrobbe als Versteck dienten.
Anschließend Rückfahrt. Capitano Sergio läuft nochmals zu Hochtouren auf, zeigt uns diverse kleine Höhlen und Felsspalten, die teils erotische und teils humoristische Bezeichnungen tragen. Ich filme per Stativ in Richtung der Steilküste.
Kurz vor Ankunft in Arbatax noch der lange angekündigte “Magic Moment” der Helios-Crew. Der magische Moment entpuppt sich als Möwenfütterung – sie fressen der Crew die Reste des Dinners aus der Hand.
Alles in allem ein großartiger Tag mit wunderbaren Eindrücken an den Traumstränden der Steilküste von Baunei / Ogliastra.
Live vor Ort: Instagram-Feed zu #Baunei
Bei Instagram bekommst Du einen guten Überblick, was aktuell vor Ort geschieht. So sieht es derzeit an der Küste der Baunei aus!