Costa Verde – Alte Minen und wilde Strände

Im äußersten Südwesten von Sardinien liegt die Costa Verde. Der Landstrich ist wild und abgelegen. Nur unzureichend befestigte Straßen durchziehen diesen dünn besiedelten Landstrich, der von sandigen Dünen, wild wuchernder Macchia und verfallenen Bergwerken dominiert wird. Besucht wird diese Gegend von den Kennern der Insel Sardinien, die das Besondere suchen oder immer wieder hierher zurückkehren.

Lange Tradtition der Costa Verde: Bergbau

Die Tradition des Bergbaus reicht hier weit zurück. Bereits die Phönizier und die Römer wussten, dass hier erzhaltiges Gestein ohne großen Aufwand gefördert werden kann. Entsprechend begehrt war die Region bei den jeweiligen Eroberern. Eine echte Landbevölkerung hat sich hier indes nie angesiedelt – der wahlweise felsige oder sandige Untergrund und die steilen Höhen macht die gesamte Region für Landwirtschaft und Viehzucht nahezu unbrauchbar. So sind es denn die ehemaligen Siedlungen der Bergleute, die rund um die Costa Verde aus der Blütezeit des Bergbaus geblieben sind. Sie sind als Zeugnis der vergangenen Welt unbedingt sehenswert:

  • Buggeru, liegt in einem engen Tal und verfügt über einen malerischen Hafen und einen kleinen, feinsandigen Strand. Wenn Sie die Costa Verde erkunden möchten, so ist Buggeru ein geeigneter Ausgangspunkt.
  • Ingurtosu geht auf eine englische Unternehmung zurück und ist nach ihrem ersten Direktor benannt. Das Dorf schmiegt sich entlang eines Tals an die steilen Hänge. Das gesamte Tal ist ein beeindruckendes Zeugnis der Hochkonjunktur.
  • Montevecchio hat mit seinen hohen Fördertürmen und unendlich lang scheinenden Förderbändern ebenfalls einen besonderen Charme.
  • Portixeddu bildet hier eine Ausnahme und ein Leuchtfeuer des Tourismus – der Badeort mit seinem langen Strand ist erst kürzlich enstanden.
  • Iglesias ist die größte Stadt der Region und gilt als Tor zur Costa Verde.
Buggeru liegt charmant in einem langen Tal
Buggeru liegt charmant in einem langen Tal

Der Bergbau wurde hier in den 1970er Jahren aufgegeben. Die Förderung von Kohle, Kupfer, Blei, Silber und Zink lohnte sich nicht mehr. Die ehemaligen Minen sind dem Verfall preisgegeben und stehen wie mahnende Denkmäler inmitten der wilden Kulisse. Sie können teilweise begangen werden – wenn auch unerlaubt durch umgestürzte Zäune – und bilden großartige Kulissen für Fotografen oder Drohnen-Flieger.

Miniera di Naracauli

Besonders beeindruckend ist die Miniera di Naracauli, die inmitten eines vor Hitze flimmernden Tals ihre imposanten Ausmaße zur Schau stellt. Allein das Hauptgebäude zieht sich über mehrere Hundert Meter dahin, Eidechsen huschen in den niedrigen Büschen umher. Aber Achtung: An manchen Stellen bilden ungesicherte Stollen und Schächte Fallen für den unaufmerksamen Besucher. Unterschätzen Sie nicht die Hitze, die sich hier im Tal staut. Führen Sie im Sommer unbedingt ausreichend Wasser mit sich, um auch auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereitet zu sein.

Miniera Naracauli
Miniera Naracauli

Hinter der Mine wird die Straße nach Norden zur wilden Piste. Schlagen Sie diesen Weg in Richtung Oristano ein, so seien Sie gewarnt: Der fantastischen Landschaft ist mit dem Auto nur beizukommen, indem wilde Bachläufe und steinige Schotterpisten befahren werden. Für Wohnmobile sind die Pisten gelinde gesagt ungeeignet. Hier ist ein hoch liegender Wagen oder gar ein geländegängiges Fahrzeug angesagt.

Nach einer knappen Stunde Fahrt ist plötzlich die Zivilisation zurück: Am Spiaggia di Piscinas herrscht immer reger Betrieb – besonders Windsurfer tummeln sich hier, der Parkplatz des Strandes ist bei Wohnmobilisten beliebt. Nach einem weiteren Kilometer erreicht der Besucher die kleine Ortschaft Portu Maga, die eigentlich nur aus einem größeren Hotel besteht. Aber: Hier gibt es einen Supermarkt! Kalte Getränke und ein Eis für die Kinder sind verdiente Belohnung nach der aufregenden Fahrt!

In Richtung Oristano laufen die Dinge nun wieder etwas geordneter ab, aber die herrliche Landschaft bleibt. Hier findet sichdann auch mein absoluter Hoteltipp für diese Gegend: Das Hotel Vilaggio Sabie D’Oro liegt oberhalb der Küste inmitten einer Sanddüne. Herrlicher Ausblick, fantastische Sonnenuntergänge und gemütliche Bungalows warten hier auf seine Besucher!

Hotel Villaggio Sabbie d'Oro
Hotel Villaggio Sabbie d’Oro – Bungalows in den Dünen

Strände der Costa Verde

Die Strände der Costa Verde sind bekannt für ihre wilde Schönheit. Wegen der nur spärlichen Besiedlung ist die Gegen auch bei Wohnmobilisten sehr beliebt. Ansonsten ist der Besucherstrom eher spärlich – auch in der Hauptsaison finden Sie hier häufig ein einsames Plätzchen. Die Strände sind ganz anders als von Sardinien gewohnt. Sie sind kilometerlang, häufig einsam und rau mit hohen Wellen. Besonders schön sind:

  • Gutturu e Flumini ist ein Strand aus Sand und Felsen in der Nähe von Marina di Arbus
  • Piscinas ist ein langgezogener Sandstrand inmitten herrlicher Dünen. Er ist über eine Schotterstraße erreichbar.
  • Portixeddu ist ein langer Sandstrand nördlich von Buggeru
  • Cala Domestica ist ein tief in den Kalkstein geschnittene Bucht von ausgesprochener Schönheit. Sie ist im Sommer allerdings häufig völlig überlaufen. Einen ausführliches Bericht zur Cala Domestica finden Sie hier.
  • Porto Flavia ist eine kleine Sandbucht mit Ausblick auf die Klippen von Pan die Zacchero
  • Fontanamare ist der nächste Sandstrand von Iglesias, er liegt bei Nebida
Cala Domestica mit heftigen Wellen
Cala Domestica mit heftigen Wellen

Costa Verde als Naturreservat und Schutzgebiet

Die “grüne Küste” hat ihren Namen auf Grund des intensiven Grüns bekommen, dass ihre Küste kilometerweit säumt. Alternativ wird die Region auch als “Sahara Sardiniens” bezeichnet. Hintergrund ist, dass in den Tälern des Riu Piscinas bis zu 50 Meter hohe Wanderdünen in Richtung des Landesinneren streben – sie sind hier auf Sardinien einzigartig! Gleiches gilt auch für diverse Tier- und Pflanzenarten, die in diesem abgelegenen Landstrich noch immer eine Heimat haben – dazu zählen die Meeresschildkröte Caretta caretta und der Cervo Sardo, der sardische Hirsch.

Costa Verde mit viel Grün und Sand
Costa Verde mit viel Grün und Sand

Die Costa Verde steht aus diesen Gründen weiträumig unter Naturschutz und gilt als kostbaarstes Naturreservat Italiens. Entsprechend sollten sie dringend die geltenden Auflagen einhalten – die Ordnungshüter verstehen trotz der italienischen Gelassenheit keinen Spaß mit Wildcampern und Jeep-Touren abseits der Wege. Gesperrte Strandabschnitte sind außerdem zu meiden – gut möglich, dass sie sonst die seltenen Gelege der echten Meeresschildkröte zertören.

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